„Epigenetische Signatur“ der Altersdemenz gefunden

Shahaf Peleg et al.: Altered histone acetylation is associated with age-dependent memory impairment in mice. Science 328, 07.05.2010, S. 753-756.
Kommentar: J. David Sweatt: Epigenetics and cognitive aging. Science 328, 07.05.2010, S. 701-702.

newsimage116071Veränderungen der Epigenetik von Gehirnzellen sorgen vermutlich für die zunehmende Gedächtnisschwäche im Alter. Diese neue Erkenntnis könnte eines Tages zur Behandlung von Altersdemenz und Morbus Alzheimer beitragen. Ein Forscherteam um André Fischer vom European Neuroscience Institute in Göttingen (ENI) fand in Experimenten mit Mäusen heraus, dass die Gehirnzellen älterer Tiere nicht mehr in ein spezielles epigenetisches Programm umschalten und deshalb keine Gedächtnisinhalte mehr konsolidieren können.

Die Forscher untersuchten Nervenzellen des Hippokampus, einer bei Mäusen wie Menschen für Lernvorgänge wichtigen Struktur. An Position 12 vieler Histone H4 (H4K12) wird dort beim Lernen normalerweise eine Acetylgruppe angelagert. Diese Modifikation des Histon-Codes aktiviert bei jungen Mäusen 1.500 Gene, deren Produkte Lernvorgänge unterstützen.

Bei 16 Monate alten Mäusen ist die Fähigkeit zur Histonacetylierung an dieser Stelle jedoch verloren gegangen. Dadurch bleiben nahezu alle „Lern-Gene“ stumm geschaltet; die Tiere können sich kaum etwas merken.

André Fischer hofft, eine „epigenetische Signatur“ gefunden zu haben, die helfe, dementielle Erkrankungen aller Art unabhängig von ihrem Auslöser frühzeitig erkennen und behandeln zu können. In einem zweiten Experiment gelang es den Forschern bereits, die Lernfähigkeit der alten Tiere pharmakologisch zu neuem Leben zu erwecken: Sie gaben den Mäusen einen Histondeacetylase-Hemmer, der die Entfernung von Acetylgruppen an Histonen unterdrückt. Daraufhin konnten die Tiere wieder lernen.

(Foto: Die ENI-Nachwuchsgruppe Experimentelle Neuropathologie (von links): Dr. André Fischer, Dr. Anthanasios Zovoilis, Dr. Farahnaz Sananbenesi, Shahaf Peleg; ENI-Göttingen)