150 Jahre jung?

David Sinclair: Das Ende des Alterns. (Bildrechte: DuMont Buchverlag Köln)

David Sinclair: Das Ende des Alterns. Die revolutionäre Medizin von Morgen. DuMont Verlag Köln, 2019, 511 Seiten, 24,00 EUR (D).

David Sinclair: Das Ende des Alterns. (Bildrechte: DuMont Buchverlag Köln)

David Sinclair nimmt jeden Morgen je ein Gramm NMN (Nicotinamid-Mononukleotid), Resveratrol und Metformin, dazu Vitamin D und Aspirin. Zucker, Brot und Nudeln meidet er so gut es geht, verzichtet oft aufs Mittagessen. Alle paar Monate lässt er sein Blut überprüfen und passt den Lebensstil an. Er nimmt möglichst häufig die Treppe, geht ins Fitnessstudio und nimmt eiskalte Bäder.

Der australische Genetiker, der im US-amerikanischen Harvard bei Boston forscht, möchte auf diese Art sein Altern behandeln. Er hält es nämlich für eine Krankheit – noch dazu für eine besonders wichtige Krankheit, da sie das Risiko für viele Leiden erhöht. Und er sieht in ihm eine epigenetische Krankheit, die es auch epigenetisch zu kurieren gilt. Viele der oben erwähnten Lebensstilfaktoren, Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente wirken mehr oder weniger direkt epigenetisch. In der Theorie sollen sie zelluläre Prozesse anstoßen, die an ein knappes Nahrungsangebot erinnern, so dass vermehrt Enzyme entstehen, die das Leben verlängern.

Nach Sinclairs These besitzen die Zellen nur eine begrenzte Menge an epigenetischen Enzymen. Werden sie im Laufe des Lebens gefordert, etwa weil sie Schäden an der DNA reparieren müssen, benötigen sie diese Enzyme an Stellen, wo sie sonst nicht gebraucht werden. Sie verlassen ihren Aufenthaltsort und kehren nach getaner Arbeit zurück. Dabei passieren laut Sinclair Fehler. Die Zellen verlieren immer wieder einen winzigen Teil ihrer Identität. Der Forscher nennt diesen Prozess das „epigenetische Rauschen“. Die Informationen zur Regulation der Gene werden ungenauer, je länger wir leben. Das Risiko für Entzündungen und Krankheiten steigt. Befinden sich die Zellen jedoch im Lebensverlängerungsmodus, unterbinden sie solche epigenetischen und genetischen Schäden.

In Sinclairs Vision werden die Menschen schon in wenigen Jahrzehnten im Mittel 120 Jahre alt. Und sie bleiben bis zum Ende jung und gesund. „Der Mensch, der 150 Jahre alt wird, ist schon geboren“, lautet eine der vielen vollmundigen Botschaften des Forschers. Mit diesem Satz bewirbt der Verlag sein gerade auf Deutsch erschienenes Buch „Das Ende des Alterns“. Darin liefern er, Co-Autor Matthew D. LaPlante und Übersetzer Sebastian Vogel einen packenden Überblick über den aktuellen Stand der Alterungsforschung. Den Autoren gelingt das Kunststück, allgemeinverständlich zu bleiben obwohl sie teils tief in die Materie einsteigen.

Eine ausführliche Rezension, die auch auf neuere, im Buch nicht erwähnte Erkenntnisse der Alterungsforschung eingeht, lesen Sie jetzt kostenlos im Online-Magazin Erbe&Umwelt bei RiffReporter.de: www.riffreporter.de/erbe-umwelt-peter-spork/ende_des_alterns/