Sarah J. Richardson et al.: Don’t blame the mothers. Nature 512, 14.08.2014, S. 131–132.
Die Wissenschaftshistorikerin und Gender-Forscherin Sarah Richardson von der Harvard University in Cambridge, USA, warnt mit Kollegen in einem Kommentar in Nature, dass eine zu undifferenzierte Bewertung der neuesten epigenetischen Forschung sowohl durch die Wissenschaftler selbst als auch durch die Medien werdenden Müttern schaden könne. Oft werde zu sorglos mit den neuen Fakten über den prägenden Einfluss der Zeit im Mutterleib umgegangen. Schwangere müssten annehmen, sie selbst wären zwangsläufig schuld, wenn ihr Kind später erkranke. Eine derart eindimensionale Auslegung der Daten sei aber völlig übertrieben. Immerhin räumen die Kommentatoren ein, dass die bisherigen Erkenntnisse durchaus gute Argumente dafür liefern, dass die Politik werdende Eltern besser unterstützen solle.
Genau das ist übrigens auch der Standpunkt, der in diesem Newsletter ebenso wie in anderen Publikationen seines Autors immer wieder eingenommen wird. Wer den Newsletter Epigenetik regelmäßig liest, wird ohnehin wissen, dass epigenetische Prägungen im Mutterleib – sofern ihre Existenz für den Menschen bereits eindeutig belegt wurde – zwar eine wichtige Rolle spielen können, dass sie aber nur einige unter sehr vielen verschiedenen prägenden Einflüssen sind.