Die extreme körperliche Belastung eines professionellen Fußballspielers während eines Matches scheint ihn biologisch um viele Jahre zu verjüngen. Bei Mittelfeldspielern beträgt der Effekt im Durchschnitt erstaunliche 17,8 Jahre. Bei Stürmern sind es 11,3 und bei Verteidigern 5,3 Jahre. Allerdings ist der größte Teil der Verjüngung 24 Stunden später wieder verschwunden.
Das biologische Alter der Athleten zeige „während des Wettkampfs eine vorübergehende Veränderung“, schreiben die Autorïnnen einer neuen Studie aus den USA und Österreich. Nach einer Erholungsphase kehre das Alter der Sportler auf den Ursprungswert zurück.
Die erstaunlichen Zahlen ermittelten die Forschenden mit Hilfe sogenannter epigenetischer Uhren. Diese Uhren, nach ihrem Entdecker Steve Horvath auch Horvath’sche Uhren genannt, erfassen das Muster der Methylierung der DNA von Körperzellen und berechnen daraus das biologische Alter der zugehörigen Person. Das kalendarische Alter durchschnittlicher Personen lässt sich mit diesem Werkzeug auf bis zu plus/minus 1,7 Jahre genau erfassen.
In der aktuellen Studie gaben 24 Mitglieder eines Profiteams insgesamt neun Mal über einen Zeitraum von sechs Monaten hinweg eine Speichelprobe ab, die mit den Uhren DNAmGrimAge2 und DNAmFitAge analysiert wurden. Zunächst bestätigte sich der bereits bekannte Befund, dass die Leistungssportler tendenziell biologisch jünger sind als Durchschnittspersonen. Die viele körperliche Aktivität scheint das Tempo ihrer Alterung zu verringern.
Alle Messungen fanden rings um drei Erstliga-Fußballspiele statt. Die Werte, die 24 Stunden vor und 24 Stunden nach einem Spiel ermittelt wurden, waren dabei nahezu gleich. Die Messungen direkt nach dem Spiel erbrachten hingegen das extrem verjüngte Alter. Eine leichte Tendenz deutete an, dass bei den anderen beiden Werten der spätere etwas niedriger lag als der erste. Bei solchen Spielern, die sich kurze Zeit danach eine Muskelverletzung zuzogen, war dieser Trend allerdings umgekehrt.
Die Forschenden hoffen deshalb, mit ihren Messungen ein neues Verfahren gefunden zu haben, dass die Verletzungsanfälligkeit von Fußballprofis vorhersagen kann. Dazu müssten die Resultate allerdings noch in größeren Studien bestätigt werden. Gelingt das, dürfte der Einsatz epigenetischer Uhren in Zukunft dabei helfen, das Training von Leistungssportlern so zu steuern, dass Verletzungen seltener werden.
Die vorübergehende Verjüngung der Sportler scheint eine Folge direkter Reaktionen des Immunsystems auf die körperliche Belastung zu sein. Hier bestätigt sich die schon öfters gemachte Beobachtung, dass die Epigenetik von Zellen auch sehr kurzfristig und durchaus dramatisch auf Umweltreize reagieren kann, dass solche Veränderungen aber meist nicht von Dauer sind.
Eine Botschaft für alle enthält die Studie übrigens schon heute: Wer sein persönliches epigenetisches Alter mit Hilfe eines der bereits erhältlichen Selbsttests ermitteln möchte, sollte unbedingt darauf achten, im Zeitraum vor der Proben-Entnahme keinen intensiven Sport zu machen.