Liquid biopsy: Mit Bluttests Krebs erkennen

Rui-hua Xu et al.: Circulating tumour DNA methylation markers for diagnosis and prognosis of hepatocellular carcinoma. Nature Materials 16, 11/2017, S. 1155-1161.

Joshua D. Cohen et al.: Detection and localization of surgically resectable cancers with a multi-analyte blood test. Science, 18.01.2018, Online-Vorabpublikation.

Das Konzept der liquid biopsy ist bestechend: Spuren des Erbguts und Proteinreste von Tumorzellen, die im Blut eines Menschen zirkulieren, könnten mit Hilfe von Bluttests aufgespürt werden, die dann ähnlich zuverlässige Aussagen über Bösartigkeit und Herkunft eines Tumors erlauben, wie eine echte, direkt aus dem Krebsherd entnommene Biopsie. Das Konzept wird bereits erfolgreich im Dienst der so genannten Präzisionsmedizin getestet. Dabei helfen Biomarker aus dem Blut der Patienten den Ärzten dabei, den individuellen Tumor einzuordnen, die Behandlung auf die Erkenntnisse abzustimmen und zu überwachen. Langfristig sollen solche Bluttestes allerdings auch zur Früherkennung von Krebs eingesetzt werden, eventuell sogar als Bestandteil eines kostengünstigen und wenig invasiven Massenscreenings.

Großes Aufsehen erregte gerade die Veröffentlichung eines Forscherteams um Joshua Cohen aus den USA im führenden Fachblatt Science. Mit einem Bluttest namens CancerSEEK, der an 1.005 Patienten und 812 Gesunden erprobt worden war, könne man Krebs an Eierstöcken, Leber, Magen, Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre, Darm, Lunge oder Brust schon dann erkennen, wenn er noch nicht metastasiert habe, also vergleichsweise leicht zu behandeln sei. Dazu wertet der Test Mutationen an 16 Genen sowie acht andere krebsspezifische Biomarker aus. In Sachen Spezifität schnitt CancerSEEK sehr gut ab: 99 Prozent der positiven Befunde waren korrekt. Bei der Sensitivität müssen die Forscher aber noch nachbessern: Je nach Krebsart schwankte die Erkennungsrate eines Frühstadiums um den Medianwert von 43 Prozent.

Unter Umständen sollten Cohen und Kollegen in Zukunft ein paar epigenetische Marker in ihren Test einbeziehen. Dass nämlich auch das Muster der DNA-Methylierung an Erbgutstücken, die im Blut zirkulieren, Rückschlüsse darauf zulässt, ob im Körper ein bösartiger Tumor wächst, nutzt zum Beispiel die Firma Epigenomics schon seit Jahren mit ihrem Darmkrebstest Epi proColon. Jetzt stellte der Onkologe Rui-hua Xu aus Guangzhou, China, mit Kollegen ein weiteres überzeugendes Beispiel für einen potenziellen epigenetischen Bluttest zur Krebsfrüherkennung vor. Die Forscher fanden ein epigenetisches Muster, das typisch für Leberkrebszellen ist und wiesen nach, dass es auch in der zirkulierenden DNA von Leberkrebspatienten auftaucht. Anschließend zeigten sie an Tests mit 1.098 Patienten und 835 Gesunden, dass die Analyse des Methylierungsmusters trotz einer geringen Fehlerrate eine große Zahl der Patienten erkennt. Außerdem verändert sich das Resultat der liquid biopsy im Fall einer erfolgreichen Therapie äußerst schnell. Der neue Biomarker sollte sich also nicht nur für die Früherkennung sondern auch für die Therapiekontrolle eignen.