Epigenetik des aggressiven Brustkrebses

Su Jung Song et al.: MicroRNA-Antagonism regulates breast cancer stemness and metastasis via TET-family-dependent chromatin remodeling. Cell 154, 18.07.2013, S. 311-324.

Krebsforschern aus den USA gelang jetzt ein erstaunlich tiefer – und leider auch entsprechend komplizierter – Blick in die epigenetische Reaktionskaskade bei der Entstehung aggressiver Brustkrebszellen. Su Jung Song und Kollegen verpflanzten menschliche Brustkrebszellen in Mäuse und untersuchten den Einfluss eines epigenetischen Botenmoleküls, dessen wichtige Rolle bei Brustkrebs schon länger bekannt war, die Mikro-RNA Nummer 22 (miR-22). Zunächst zeigte sich, dass miR-22 die Krebszellen besonders aggressiv macht. (Bei anderen Krebstypen kann das umgekehrt sein.) Und dann fanden die Forscher heraus, was dabei genau geschieht: Die Mikro-RNA scheint die Übersetzung von Genen aus der so genannten TET-Familie zu behindern. Diese helfen der Zelle dabei, Gene oder Codes für Mikro-RNAs zu aktivieren, indem sie Methylgruppen von der DNA entfernen. Sie überführen diese in so genanntes 5-Hydroxymethyl (siehe Newsletter Epigenetik 04/2011 und 03/2010). Eines der Ziele der TETs ist die Aktivierungssequenz der Mikro-RNA Nummer 200. Und diese miR-200, die letztlich durch die miR-22 über die beschriebene Kaskade gehemmt wird, ist ein regelrechter Gutartigkeits- Bote. Sie unterdrückt Faktoren, die die Metastasierung der Zelle befördern und diese aggressiv machen. Zu den Ergebnissen passt die Beobachtung, dass sich die Krebszellen sowohl mit einer Aktivierung der TETEnzyme als auch mit der demethylierenden Substanz 5-Aza-2‘-Deoxycytidin, die letztlich die Arbeit der unterdrückten TETs übernimmt, in Richtung Gutartigkeit verstellen lassen. Außerdem zeigten die Forscher, dass Krebspatienten, deren Zellen viel miR-22 erzeugen, besonders schlechte Prognosen haben.