Pioniertaten in der RNA-Welt

Mark E. Davis et al.: Evidence of RNAi in humans from systematically administered siRNA via targeted nanoparticles. Nature 464, 15.04.2010, S. 1067-1070.
Li Ma et al.: Therapeutic silencing of miR-10b inhibits metastasis in a mouse mammary tumor model. Nature Biotechnology 28, 04/2010, S. 341-347
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Die viel versprechenden Ideen, wie man in Zukunft medizinisch in die epigenetische RNA-Welt von Krebszellen eingreifen kann, nehmen allmählich konkrete Formen an. Mark Davis aus Pasadena, USA, und Kollegen berichten in Nature über den ersten klinischen Versuch beim Menschen, in dem der Einsatz einer
künstlich ausgelösten RNA-Interferenz gegen Krebs getestet wird. Tatsächlich gelang es, mit Hilfe von Nanopartikeln kurze RNA-Stücke (siRNA) in die Zellen solider Tumore einzuschleusen, die dort die gewünschte Wirkung hatten: Sowohl die Boten-RNA für das Protein RRM2, das das Krebswachstum fördert, als auch die Menge des Proteins selbst gingen zurück.

Dass auch der zweite Ansatz – die Unterdrückung der Aktivität krebsfördernder Mikro-RNAs in Tumorzellen – machbar ist, zeigen Li Ma aus Cambridge, USA, und Kollegen bei Mäusen mit Brustkrebs. Sie blockierten mit der systemischen Gabe eines speziellen Oligonukleotids die Aktivität der Mikro-RNA 10b, von der man weiß, dass sie die Metastasierung von Krebszellen verstärkt. Diese Behandlung hatte zwar keinen Einfluss auf das Wachstum des Primärtumors, unterdrückte jedoch deutlich die Ausbildung von Lungenmetastasen.