Mikro-RNAs und Depression

Alon Chen

www.psych.mpg.de/2098952/PM1526_chen-epigenetics-depression

Bei der Behandlung und Diagnose von Depressionen herrscht Verbesserungsbedarf. So fehlt es den Ärzten an zuverlässigen Tests sowohl für die Diagnose der Krankheit als auch für die Vorhersage, welches der verschiedenen derzeit üblichen Antidepressiva für einen individuellen Patienten das geeignetste ist. Dringend benötigt werden also so genannte Biomarker deren Auftreten oder Fehlen zuverlässige Prognosen erlauben. Hier könnte die Epigenetik bald Abhilfe schaffen.

Auf der Suche nach Biomarkern der Depression sind Epigenetiker überzeugt, im dritten epigenetischen Schaltersystem fündig zu werden. Diese nichtkodierenden RNAs, deren prominenteste Vertreter die Mikro-RNAs sind, hemmen per RNA-Interferenz die Übersetzung eines Gens in ein Protein und dimmen somit gezielt die Aktivität dieses Gens herab. Dass nichtkodierende RNAs eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Therapie psychischer Krankheiten spielen, legen viele neuere Daten nahe. Nun investieren die Regierungen aus Kanada, Frankreich und Deutschland insgesamt mehr als eine Millionen Euro in ein Projekt zur Erforschung der Rolle dieser epigenetisch aktiven Moleküle in der Depression.

Das Geld teilen sich die Arbeitsgruppen um Gustavo Turecki von der McGill University in Montréal, Alon Chen, Direktor am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, Catherine Belzung von der University of Tours und El Chérif Ibrahim von der Aix-Marseille Université (Fotos von links nach rechts).

(Bildrechte: MPI für Psychiatrie 2015)