Mikro-RNAs fürs Herz

Eric N. Olson. Micro RNAs as therapeutic targets and biomarkers of cardiovascular disease. Science Translational Medicine 6, 04.06.2014, 239ps3.

In einer Sonderausgabe widmet sich das Fachblatt Science Translational Medicine den Herzkrankheiten. Dazu steuert Eric Olson von der University of Texas einen lesenswerten Perspektiv-Artikel über die Rolle von Mikro-RNAs in Herzkrankheiten bei. Diese epigenetischen Boten, deren Zahl beim Menschen auf knapp 1.000 geschätzt wird, behindern per RNA-Interferenz die Übersetzung eines bereits abgelesenen Gens in ein Eiweiß und dimmen so die Menge eines bestimmten Biomoleküls in der Zelle und ihrer Umgebung herunter.

Olson schreibt, dass eine Reihe bekannter Mikro-RNAs an den verschiedensten gesunden wie pathologischen Prozessen rund ums Herz beteiligt sind, darunter Entzündungen, zellulärer Selbstmord, Hypertrophie oder das Wachstum neuer und die Stabilisierung bestehender Blutgefäße. Der jeweilige Gehalt dieser Substanzen in den beteiligten Geweben diene vielleicht schon bald als zuverlässiger Biomarker für das Herz-Kreislauf-Risiko eines Menschen. Darüber hinaus gebe es begründete Hoffnungen auf neue Therapien. In Frage kämen dafür sowohl Substanzen, die Mikro-RNAs unschädlich machen, so genannte Anti-Mikro-RNAs, als auch künstliche Mikro-RNAs, die die Wirkung einer gleichartigen körpereigenen Substanz simulieren (miRNA-Mimikry). Bevor ein Einsatz dieser Stoffe aber in Frage komme, müsse man deren Funktion besser verstehen und das Nebenwirkungsrisiko senken, etwa indem man einen Weg finde, die Substanzen möglichst gezielt nur in das betroffene Gewebe einzuschleusen.