Mikro-RNA schützt Mäuse vor tödlicher Bewegungsstörung

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Yu Miyazaki et al.: An miRNA-mediated therapy for SCA6 blocks IRES-driven translation of the CACNA1A second cistron. Science Translational Medicine 8, 13.07.2016, 347ra94.

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Die spinozerebulläre Ataxie ist eine seltene, tödlich verlaufende genetische Krankheit, von der es mehr als 30 verschiedene Typen gibt. Gemein ist den Leiden, dass bestimmte Nervenzellen im Kleinhirn namens Purkinje-Zellen (siehe Titelbild) zunehmend absterben. Deshalb sind die ersten Symptome auch Bewegungsstörungen. Eine der häufigsten Formen dieser Krankheit ist der Typ 6, der bei fünf von 100.000 Menschen meist im fünften Lebensjahrzehnt einsetzt. Bislang gibt es gegen die Erbkrankheit keine Therapie. Doch angesichts neuer Experimente mit Mäusen könnte sich das eines Tages ändern.

Neurobiologen von der University of Chicago spürten zunächst die genetische Ursache der Krankheit auf: Das Gen für eine Substanz namens α1ACT ist mutiert, was letztlich die Purkinje-Zellen absterben lässt. Jetzt fanden die Forscher eine epigenetisch wirksame Mikro-RNA namens miR-3191-5p, die die Bildung eines Proteins hemmt, das wiederum für die Produktion von α1ACT notwendig ist.

In einem Test mit Mäusen, die genetisch so verändert waren, dass sie normalerweise eine spinozerebulläre Ataxie Typ 6 bekommen, verhinderte der Einsatz der Mikro-RNA das Auftreten der Symptome. Die Hemmung von α1ACT – vielleicht sogar mit Hilfe einer Mikro-RNA – scheint also ein viel versprechender Ansatz zur Bekämpfung des bislang unheilbaren Erbleidens zu sein. Bis es aber tatsächlich zu einer Anwendung bei Menschen kommt, ist es natürlich noch ein sehr weiter Weg. Die Neurobiologen aus Chicago betonen immerhin, ihre Studie habe „die Tür zur Entwicklung neuer Therapien aufgestoßen“.

Abbildung: Kombination zweier Bilder von Purkinje-Zellen von Mäusen, die gentechnisch so verändert sind, dass sie eine spinozerebelluläre Ataxie entwickeln. Rot leuchtet ein Antikörper gegen Calbindin, der alle Purkinje-Zellen anfärbt. Grün leuchtet ein Antikörper gegen GFP, eine Substanz, die nur jene Zellen produzieren, bei denen der Gentransfer funktionierte. Das Bild bestätigt, dass die allermeisten Zellen das neuen Gen eingebaut haben (Bildrechte: Miyazaki et al. / Science Translational Medicine, 2016).