Mikro-RNA im Zentrum des Stress-Geschehens

Naama Volk et al.: Amygdalar micro-RNA-15a is essential for coping with chronic stress. Cell Reports 17, 08.11.2016, S. 1882-1891.

Forscher vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München haben mit Kollegen eine Mikro-RNA aufgespürt, die eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von anhaltendem Stress zu spielen scheint. Chronischer Stress sorgt bei Mäusen zu deutlichen Veränderungen des Spiegels dieser miR-15a in der Amygdala – einem Hirnareal, das wichtig für die Bewertung von Emotionen und die Auslösung von Angst ist. Dadurch verringert sich per RNA-Interferenz die Menge eines Proteins namens FKBP51, von dem man schon länger weiß, dass es die Stressreaktion maßgeblich beeinflusst und seine Fehlregulation oft an der Entstehung psychischer Stresskrankheiten beteiligt ist.

Mäuse, die niedrige Spiegel der Mikro-RNA besitzen, reagieren auf Stress besonders ängstlich. Und Menschen haben sowohl dann einen erhöhten miR-15a-Spiegel, wenn ihre Stress-Achse künstlich angeregt wurde, als auch dann, wenn sie in ihrer Kindheit traumatisiert worden waren. Offenbar seien die Resultate aus den Maus-Experimenten auf den Menschen übertragbar, folgern die Forscher. Die epigenetisch wirksame Substanz beeinflusse wohl auch bei uns entscheidend die Art, auf Stress zu reagieren. Eine künstliche Manipulation des miR-15a-Spiegels tauge eines Tages vielleicht sogar zur Behandlung von Stresskrankheiten.