Mäuse vererben ihre Angst

Brian G. Dias & Kerry J. Ressler: Parental olfactory experience influences behavior and neural structure in subsequent generations. Nature Neuroscience 17, 01/2014, S. 89-96.

Mit einem geschickten Versuchsansatz gelang es Brian Dias und Kerry Ressler aus den USA, in schlüssiger Weise zu belegen, dass Säugetiere Erfahrungen an folgende Generationen über eine epigenetische Veränderung der Keimbahn weitergeben können. Bislang ist noch immer umstritten, ob eine solche transgenerationelle epigenetische Vererbung bei Säugetieren und beim Menschen überhaupt möglich ist.

Zunächst konditionierten die Forscher männliche Mäuse mit schwachen Stromstößen darauf, Angst vor dem Kirschduft Acetophenon zu entwickeln. Der Sensor für diesen Duft in der Nase der Tiere ist bekannt. Man weiß sogar, dass er von einem einzigen Gen namens Olfr151 codiert wird. Dann wiesen Dias und Ressler nach, dass die kurz darauf gezeugten Nachfahren der nächsten und auch jene der übernächsten Generation überempfindlich auf den gleichen Duft reagierten, obwohl sie genauso wenig wie die Mutter jemals negative Erfahrungen damit gemacht hatten. Gegenüber anderen Düften verhielten sie sich normal.

Verantwortlich war wohl der Umstand, dass sich besonders viele der entsprechenden Rezeptoren in der Riechschleimhaut der Tiere befanden. Und das könnte wiederum in einer epigenetischen Veränderung der Samenzellen ihrer Väter begründet sein: Sowohl die Spermien der konditionierten Männchen als auch jene ihrer Jungen hatten am Olfr151-Gen besonders wenige Methylgruppen angelagert. Diese epigenetische Botschaft erlaubt den Zellen meist, ein Gen besonders gut abzulesen.

Um auszuschließen, dass die Väter ihre Nachkommen oder deren Mutter über ihr Verhalten beeinflussten, wurden sie direkt nach der Zeugung abgesondert. In einem kleinen Teil der Experimente setzten die Forscher sogar künstliche Befruchtung ein oder ließen die Jungen von fremden Müttern aufziehen. Am Ausgang des Versuchs änderte das nichts.