Intro Januar 2013

Peter Spork, (C) Manfred WittIch habe ein Problem: Die Epigenetik boomt. Immer mehr Forscher berücksichtigen neuerdings auch epigenetische Ansätze. Das macht es nicht nur schwieriger, den Überblick zu behalten. Es macht es auch unmöglich, in diesem vierteljährlich erscheinenden Newsletter Epigenetik alle wichtigen Arbeiten zu erwähnen. Ich hoffe, ich habe immerhin die allerwichtigsten aufgearbeitet. Also möchte ich den vielen schönen Platz auf dieser Seite nicht mit Gerede verplempern, sondern Sie mit zwei besonders interessanten Neuigkeiten versorgen, für die weiter hinten kein Platz mehr war.

Ist geringe Strahlung gesund?
Der bekannte Epigenetiker Randy Jirtle, der inzwischen an der University of Wisconsin-Madison forscht, schickte mir unlängst einen Fachartikel mit ausgesprochen spannenden Erkenntnissen: Im FASEB Journal (Online Vorabpublikation, 1.11.2012) schreibt er mit Kollegen, dass kleine Mengen ionisierender Strahlung bei so genannten Yellow Agouti Mäusen positive epigenetische Effekte haben. Möglicherweise liefere also die Epigenetik einen Beleg für die äußerst umstrittene Theorie der Strahlungshormesis. Danach sollen geringe Mengen radioaktiver Strahlung die negativen Folgen später auftretender starker Strahlung abmildern können. In seiner E-Mail betont Jirtle, wie skeptisch gerade er als Toxikologe diese These immer bewertet hätte. Umso mehr erstaunten ihn nun die eigenen Resultate.

Epigenetik und Psyche
Auch von Mitherausgeber Gunther Meinlschmidt erhielt ich eine spannende E-Mail. Er machte mich aufmerksam auf eine Sonderausgabe der Zeitschrift Neuropsychopharmacology Reviews (1/2013) mit acht Übersichtsartikeln zum Thema Epigenetik und Psyche. Darin schreiben viele Top- Wissenschaftler, über deren Arbeit ich in diesem Newsletter immer wieder berichte. David Sweatt erklärt zum Beispiel, wieso Posttraumatische Belastungsstörungen auch auf epigenetischen Veränderungen beruhen. David Allis zeigt, wie eine Veränderung von Histonen Gehirnzellen prägt und wie man diese Erkenntnis vielleicht für neue Psychopharmaka nutzen könnte. Und Isabelle Mansuy widmet sich Belegen dafür, dass epigenetisch erworbene Krankheitsrisiken eventuell an folgende Generationen vererbt werden (siehe auch Seite 6). Weitere Artikel behandeln die Rolle der Epigenetik bei der Gedächtnisbildung oder bei Schizophrenie und vieles mehr.

Allein diese Hinweise machen klar, was für ein weites Feld die Epigenetik mittlerweile ist. Und dennoch beleuchten sie nur zwei kleine Ausschnitte. Davon werden Sie sich überzeugen, wenn Sie diesen Newsletter lesen.

Herzlich, Ihr Peter Spork