Fötus raucht mit

Tobias Bauer et al.: Environment-induced epigenetic reprogramming in genomic regulatory elements in smoking mothers and their children. Molecular Systems Biology 12, 24.03.2016, 861.

Raucht die Mutter in der Schwangerschaft, ist das schlecht fürs Kind. Oft erhöht sich sein Risiko, später im Leben eine Lungenkrankheit, Krebs oder eine Stoffwechselstörung zu bekommen. Diese Zusammenhänge sind schon lange bekannt. Auch dass die Epigenome von Kindern verändert sind, wenn sie im Mutterleib Nikotin ausgesetzt waren, wurde bereits beschrieben (siehe Newsletter Epigenetik 03/14: Rauchen in der Schwangerschaft verändert Methylom des Kindes). Doch jetzt konnte ein Team um Irina Lehmann vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und Roland Eils vom Deutschen Krebsforschungszentrum DKFZ in Heidelberg die Zusammenhänge in einer kleinen aber feinen Studie besonders detailliert entschlüsseln.

Die Forscher untersuchten Blutproben von acht rauchenden und acht nicht rauchenden Schwangeren in der 36. Schwangerschaftswoche sowie das Blut von deren Kindern direkt nach der Geburt und bis ins fünfte Lebensjahr. Dabei fanden sie sowohl bei den Methylierungen der DNA als auch beim zweiten wichtigen epigenetischen Schaltersystem, den Histonveränderungen, gewaltige Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Diese Unterschiede waren auch noch bei den Vierjährigen messbar.

Vor allem an so genannten Enhancern, also Elementen, die die Aktivität mehrerer Gene zugleich verstärken, unterschieden sich die Epigenome der Raucherinnen von den Nichtraucherinnen sowie ihren Kindern. Kein Wunder, dass auch das Aktivitätsmuster der Gene unter Zigaretteneinfluss verändert war. Unter anderem war ein Gen namens JNK2 deutlich aktiver als gewöhnlich. Von diesem Gen ist bekannt, dass seine Überaktivität die Lungenfunktion von Kindern beeinträchtigt und das Risiko für Asthma-ähnliche Anfälle erhöht.