Die Alters-Uhr zurückdrehen

Alejandro Ocampo et al.: In vivo amelioration of age-associated hallmarks by partial reprogramming. Cell 167, 15.12.2016, S. 1719-1733.

Es gibt zunehmend Hinweise, dass die Alterung von Organismen ein epigenetisch gesteuerter Prozess ist. So lässt sich das biologische Alter eines Menschen gut anhand epigenomischer Daten vorhersagen. Jetzt zeigt sich, dass die Rechnung auch umgekehrt aufgeht: Forscher reprogrammierten die Epigenome von Mäusen, die wegen einer Mutation besonders rasch alterten, ein Stück weit in die gleiche Richtung, wie es bei der Nobelpreis-gekrönten Herstellung so genannter induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS-Zellen) mit isolierten erwachsenen Zellen etwa aus der Haut geschieht. Daraufhin lebten die Mäuse deutlich länger als Vertreter einer unbehandelten Kontrollgruppe.

Im Jahr 2012 erhielt der Japaner Shinya Yamanaka den Medizin-Nobelpreis, weil es ihm gelungen war, mit Hilfe vierer Substanzen – den Yamanaka-Faktoren – das Epigenom ausgewachsener Zellen so zu reprogrammieren, dass sie nahezu vollständig in den Urzustand einer embryonalen Stammzelle zurückkehrten. Die derart verjüngten Zellen können theoretisch in jedes denkbare Gewebe ausdifferenzieren und als genetisch identischer Ersatz Verwendung finden. Bislang wurden allerdings nur Zellkulturen mit den Yamanaka-Faktoren behandelt. Die Gefahr ist zu groß, dass die Gabe der epigenetisch aktiven Substanzen Zellen außer Kontrolle geraten lässt und gefährliche Krebsgeschwulste entstehen.

In der neuen Studie wendeten Forscher aus Spanien und den USA aber ein trickreiches Verfahren an, bei dem sie die Aktivität der Yamanaka-Faktoren über den Zusatz eines Antibiotikums gezielt steuern konnten. Dadurch wurden die Mäuse immer nur für zwei bis vier Tage epigenetisch verjüngt und nicht, wie bei der vollständigen Reprogrammierung in Zellkultur nötig, über mehrere Wochen hinweg. Diese Prozedur bewirkte eine teilweise Verjüngung vieler Gewebe und erhöhte merklich die Lebenserwartung der Tiere. Bösartige Veränderungen oder Fehlbildungen traten hingegen nicht auf. Für die Forscher erscheint nun sogar eine Art Jungbrunnentherapie des Menschen am Horizont. Ihre Entdeckung sei womöglich der Beginn einer neuen Strategie zur Bekämpfung von Alterskrankheiten aller Art.